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Geschichten mit Professor Schlurch:
Der Seufzer, frei nach Christian Morgenstern
Ein Seufzer, der sich einer Frau
entrang in einer Tagesschau,
ward von der fernen Waterkant
Professor Schlurch ins Haus gesandt.
Das Fernsehn war, Objektes Tücke,
so eine Art von Seufzerbrücke.
Denn wochenlang und ohne Schonung
rumorte es in Schlurchens Wohnung,
mit lautem Stöhnen, Weh und Ach,
vom Keller bis hinauf zum Dach.
Worüber Nachbarn, die es hörten,
genauso lautstark sich empörten.
Sie sprachen schon von Wolllustschreien,
die nachts von Schlurch zu hören seien.
Professor Schlurch, sonst sehr auf Draht,
versagte hier als Mann der Tat.
Vergeblich hat er's unternommen,
dem Seufzer auf die Spur zu kommen.
Noch schlimmer war's und kaum zu fassen:
Von Frau und Kindern schnöd verlassen,
von seinen Nachbarn bös verteufelt,
war der Professor so verzweifelt,
dass er bereit war aufzugeben,
nicht nur die Wohnung, auch das Leben.
Da las er just von einem Herrn
mit Namen Christian Morgenstern,
dass Seufzer gar zu gern auf tiefen,
gefrornen Seen Schlittschuh liefen,
wo sie, um ewge Ruh zu finden,
auf Nimmerwiedersehn verschwinden.
Und kaum zu glauben, so geschah's,
dass der Professor bald genas.
Denn nach besagtem Schlittschuhlauf
gab Schlurchens Seufzer endlich auf.
So kam Herr Morgenstern postum
bei Schlurch zu neuem, ew'gem Ruhm.

 

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