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Das Jahr in Versen:
Ein Tännlein...
Ein Tännlein stand, man sah es kaum,
ganz einsam in der Schonung.
Es träumt, es stünd als Weihnachtsbaum
geschmückt in einer Wohnung.
Es fühlte himmlisch sich entrückt
als schönster Weihnachtsbaum.
So prächtig war's als Baum geschmückt,
doch leider nur im Traum.
Zur Weihnacht, als der Förster kam,
sah er sich prüfend um.
Ob er's als Weihnachtsbaum mal nahm? -
Nein, mickrig war's und krumm.
Von andern Bäumen früh bis spät
vernahm es nichts als Spott.
Drum schickte es ein Stoßgebet
einmal zum lieben Gott.
Die Bäume lachten ringsherum:
»Was soll dein Hilferuf!?
Du bleibst so mickrig und so krumm,
wie die Natur dich schuf!«
Da kam der Engel Theobald,
berührte sanft den Stamm.
Das Tännlein spürte die Gewalt
des Himmels und stand stramm.
Tief drang des Himmels Herrlichkeit
dem Tännlein in das Holz.
Es wuchs und wurde hoch und breit
und strahlte voller Stolz.
Und dann zur lieben Weihnachtszeit,
erstaunt der Förster war:
»Der schönste Baum hier weit und breit -
schaut her, wie wunderbar!«
Man sieht, das Glück kommt manchmal spät,
am Tännlein aus der Schonung.
Woher ich das wohl weiß? Es steht
geschmückt in meiner Wohnung.

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